Ob von etablierten Herstellern oder aufstrebenden Akteuren, es ist immer interessant, die neuesten Innovationen auf dem Markt für 3D-Druck zu entdecken. Das 3Dnatives Labor befasst sich heute mit dem UltraCraft Reflex Combo, einer neuen Harzmaschine, die vom Hersteller HeyGears vorgestellt wurde.
Wenn Ihnen der Name HeyGears kein Begriff ist, dann ist das trotz des zehnjährigen Bestehens des Unternehmens nicht verwunderlich. Der Hersteller aus dem chinesischen Shenzen hat sich bislang vor allem auf seinen Heimatmarkt konzentriert, vor allem auf die Nische der Harz-3D-Drucker für den Dentalbereich.
HeyGears hat mit diesem neuen Produkt eine breitere Zielgruppe angesprochen und möchte sich damit auch international einen Namen machen. Anhand seiner Beschreibung handelt es sich beim UltraCraft Reflex um einen 3D-Drucker, der ein vereinfachtes 3D-Druckerlebnis bietet, eine höhere Druckqualität ermöglicht und über ein komplettes Ökosystem vom Slicing bis zur Nachbearbeitung verfügt – und das alles zu einem erschwinglichen Preis von unter 3.000 €.
Doch hält der 3D-Drucker UltraCraft Reflex von HeyGears auch, was er verspricht? Könnte er ein anerkannter Akteur auf dem Markt für 3D-Harzdruck werden? Lesen Sie unseren ausführlichen Test in diesem Artikel.
Auspacken des Combo-Pakets des UltraCraft Reflex von HeyGears
Das UltraCraft Reflex Combo-Paket besteht aus insgesamt drei Geräten: dem 3D-Drucker, der Reinigungsmaschine und der Nachhärtungsmaschine. Jedes Gerät wird in einem separaten Karton geliefert und vervollständigt das Set zusammen. Beim Auspacken der verschiedenen Geräte zeigt die ästhetische Einheitlichkeit, dass sie als Teil desselben Ökosystems entworfen und durchdacht wurden.
Für unseren Test erhielten wir auch das Pulsing Release Module (PRM, separat für 778,80 € erhältlich), einen Kompressor, der die Haftung der NFEP-Folie reduziert, sowie verschiedene Druckharze.
Beim Auspacken findet man einen relativ kompakten Desktop-Harz-3D-Drucker mit Außenmaßen von 400 x 420 x 573 mm und einem Druckvolumen von 192 x 121 x 220 mm. Trotz seines bescheidenen Formats wiegt der 3D-Drucker immerhin 25 kg (vergleichbar mit 3D-Druckern der gleichen Kategorie), was auf Qualität und Solidität der Konstruktion hoffen lässt. Jedes der von dem chinesischen Hersteller verkauften Geräte wird mit einem illustrierten Handbuch in englischer Sprache geliefert.
Auf der Vorderseite des Geräts befindet sich ein 7-Zoll-Farb-Touchscreen. Die große orangefarbene Kunststoffabdeckung, die für Harz-Maschinen typisch ist, um UV-Strahlen zu filtern, lässt sich manuell nach oben öffnen. Hier befinden sich auch der Harzbehälter (auch VAT genannt) und die perforierte Druckplatte mit ihrem Schnellwechselsystem. Auf der rechten Seite des Geräts befindet sich ein USB-Anschluss, der zum Drucken ohne Nutzung der Netzwerkfunktionen dient, während die Rückseite den Stromanschluss des Geräts, den Netzstecker und den Lufteinlass des PRM sowie den RJ45-Anschluss des Druckers aufweist.
Obwohl der Drucker nicht standardmäßig mit einem internen Aktivkohlefilter zur Reinigung der Luft im Drucker geliefert wird, kann ein solcher über den USB-Anschluss im Inneren des Geräts nachgerüstet werden. Der Hersteller hat uns übrigens mitgeteilt, dass ein interner Filter derzeit in der Entwicklung ist.
HeyGears liefert außerdem eine Reihe von Zubehörteilen, die in einem luftdichten Plastikbehälter geliefert werden, sowie eine Ersatz-NFEP-Folie. Dieses Zubehör umfasst einen Metallspatel zum Entfernen der Drucke, eine Schneidezange zum Entfernen der Halterungen, Filter zum Entfernen von Druckrückständen aus dem Harz, Plastikkarten zum Mischen des Harzes im Bottich und zum Reinigen desselben, einen Satz Inbusschlüssel, Handschuhe und ein Werkzeug zum Entfernen von Druckrückständen aus dem Bottich (zu dem allerdings noch ein 3D-gedruckter Griff hinzugefügt werden muss, dessen Datei bei Blueprint Studio, dem Slicer, der HeyGears gehört, zu finden ist). Es wird also eine vollständige Ausstattung geliefert, obwohl wir uns über ein paar zusätzliche Zubehörteile wie eine Pinzette mit feinem Schnabel oder eine Pinzette zum leichteren Entfernen der Halterungen gefreut hätten.
Installation des HeyGears-Systmes
Nachdem wir alle Kartons ausgepackt haben, stellen wir die Geräte auf einer Arbeitsfläche auf, um mit ihrer Initialisierung zu beginnen. Wir beginnen mit dem Drucker selbst, dessen Installation durch das Handbuch und die Schritt-für-Schritt-Anleitung auf dem integrierten Bildschirm erleichtert wird.
Diese Schritte umfassen in der Reihenfolge ihrer Durchführung folgende Etappen: das Nivellieren der Maschine (unterstützt durch eine virtuelle Wasserwaage), das Einrichten des Wi-Fi-Netzwerks, die Installation des Harzstandserkennungsmoduls, das Aufstellen der Druckplatte, das Einsetzen einer Harzpatrone und schließlich das Nivellieren der Druckplatte.
Der 3D-Drucker verfügt über ein System zur Selbstkalibrierung der Druckplatte, sodass keine manuellen Eingriffe zur Einstellung der Parallelität der Anfangsposition der Z-Achse erforderlich sind. Die proprietären Harzpatronen (HeyGears hat sich für eine geschlossene Maschine mit proprietären Materialien entschieden) verfügen über einen RFID-Chip, so dass der Drucker das Material bereits bei der Installation erkennen kann, und der mit dem Ventil gekoppelte Füllstandssensor sorgt für die automatische Befüllung des Harzbehälters (vat).
Die Nachbehandlungsmaschinen sind von der ersten Inbetriebnahme an funktionsfähig, aber das Herunterladen der mobilen App Blueprint Go und das Koppeln der Maschinen mit dem eigenen Konto ist erforderlich, um sie mit dem Wi-Fi zu verbinden.
Die Handbücher, die jeder Maschine beiliegen, sowie die Anweisungen auf dem Bildschirm des Harz-3D-Druckers und auf der mobilen App für Nachbearbeitungsmaschinen machen die Inbetriebnahme jeder Maschine flüssig und einfach. Außerdem gibt es auf der Website des Herstellers Videoanleitungen, die den Einstieg erleichtern.
Der einzige Wermutstropfen ist die Installation eines Luftstromadapters für das Pulsing Release Module. Bei diesem Schritt muss die Klebefolie, die den Bildschirm schützt, entfernt werden, um einen neuen Bildschirm anzubringen – ein sorgfältiger Vorgang, der für einen Neuling kompliziert sein kann.
Blueprint Studio, die von HeyGears entwickelte Slicing-Software
HeyGears hat seine eigene Slicing-Software namens Blueprint entwickelt. Der Hersteller hat den Slicer mit dem Ziel entwickelt, eine einfache und für Nutzer aller Niveaus zugängliche Benutzeroberfläche zu bieten. Er ist in Englisch und Mandarin verfügbar und bietet alle Funktionen, die Sie zur Vorbereitung Ihrer 3D-Drucke benötigen, wie z. B. die Manipulation von Modellen, die automatische Platzierung von Medien, das Aussparen, das Schneiden und auch eine Funktion zum Drucken mit einem Klick, um den Slicing-Prozess zu vereinfachen.
Blueprint verfügt auch über intelligente Algorithmen im Hintergrund, um die Druckergebnisse zu verbessern, wie z. B. das Ausblenden einzelner Pixel, um die Haftung großer flacher Oberflächen zu verringern, Anti-Aliasing, WDR Fusion+ (erweiterter Dynamikbereich) und den PICK-Algorithmus (Erkennung von Medien, um sie zu unterbelichten, damit sie leichter entfernt werden können).
Schließlich ermöglicht die Cloud-Konnektivität das Senden von Dateien an den 3D-Drucker und die Nachbearbeitungsmaschinen, um von der automatischen Einstellung der Geräte entsprechend der gedruckten Modelle und der verwendeten Materialien zu profitieren.
Trotz der erweiterten Funktionen und der einfachen Bedienung von Blueprint Studio ist die Kompatibilität mit neueren 3D-Modellformaten wie 3MF derzeit noch nicht verfügbar. Die Software, die für Mac OS und Windows zum Download zur Verfügung steht, erfordert eine moderne Hardwarekonfiguration (ein älterer Computer wird Schwierigkeiten haben, die Anwendung auszuführen) und es kann zu Verzögerungen bei der Nutzung kommen. Wir hatten auch einige Schwierigkeiten mit der erweiterten Manipulation von Medien. Da das Hinzufügen von Medienblockiergeometrien (Würfel, Zylinder oder Pyramiden, die dazu dienen, die automatische Mediengenerierung zu verhindern) derzeit nicht möglich ist, müssen wir auf die manuelle Mediengenerierung zurückgreifen. Nachdem HeyGears diese Punkte mitgeteilt wurden, teilte uns der Hersteller mit, dass die Software bald neue Updates erhalten wird und diese Verbesserungen zu erwarten sind.
Erste Drucke mit dem UltraCraft Reflex
Der UltraCraft Reflex ist ein Harz-3D-Drucker, der auf der MSLA-Technologie basiert. Im Gegensatz zu SLA- oder DLP-Harzdruckern verwendet er daher eine UV-LED-Lichtquelle, in diesem Fall eine COB-LED (chip on board), die eine gleichmäßigere Beleuchtung ermöglicht, und einen LCD-Bildschirm zum Maskieren, der beim UltraCraft Reflex über eine 6K-Auflösung verfügt. Damit bietet der 3D-Drucker laut Hersteller eine XY-Genauigkeit von 33 Mikrometern.
Ein weiteres Highlight des UltraCraft Reflex ist das innovative „PRM“-System (Pulse Release Module). Laut HeyGears reduziert das Modul die Ablösekraft zwischen Werkstück und Drucktisch erheblich, nämlich um bis zu 50 %. Dies führt zu mehreren wichtigen Vorteilen:
- Reduzierung der Anzahl der benötigten Supportstrukturen: Geringere Vor- und Nachbearbeitungszeiten und Einsparung von Harz.
- Minimierung des Risikos von verformten Teilen: Keine misslungenen Drucke mehr aufgrund von falsch platzierten oder zu starren Materialien.
- Bessere Endbearbeitung der Teile: Weniger Markierungen und Spuren auf der Oberfläche der Ausdrucke.
Bei unserem Test hatten wir die Gelegenheit, eine Vielzahl von Materialien aus den proprietären Harzen des Herstellers zu testen, darunter PAP10, ein Harz für die Miniaturproduktion, PAU10, ein universelles Hochleistungsmaterial, und PAT10, ein transparentes Harz.
Trotz zweier Fehldrucke mit dem transparenten Harz (einer davon aufgrund zu wenigen Stützstrukturen) liefen alle unsere Drucke mit dem UltraCraft Reflex von HeyGears gut und bieten einen hohen Detailgrad, sodass alle Details der ursprünglichen 3D-Dateien erhalten bleiben.
Das PRM ist effektiv und reduziert die erforderliche Abziehkraft erheblich. Es besteht aus einem pneumatischen (kompressorähnlichen) System, das gepulste Luft erzeugt, um das Ablösen der Teile von der NFEP-Folie zu erleichtern. Dies führt zu einer besseren Endbearbeitung der Teile und einer geringeren Gefahr von Verformungen.
Allerdings ist auch das PRM nicht frei von Mängeln. Sein hoher Geräuschpegel kann sich als störend erweisen, wenn Sie den Drucker in einer Büroumgebung verwenden. Glücklicherweise ist das PRM für die Nutzung des Geräts nicht zwingend erforderlich, sodass Sie es je nach Bedarf ein- oder ausschalten können.