3D-Druck-Desginerin Iris van Herpen zwischen Mode und zeitgenössischer Kunst
Seit dem 29. November ist im Musée des Arts Décoratifs in Paris eine neue Ausstellung zu sehen, die der Arbeit der Modedesignerin Iris van Herpen gewidmet ist. Unser Team hatte das Glück und die Gelegenheit, sich diese Ausstellung vor Ort anzusehen und Hunderte von ausgestellten Kollektionsstücken zu entdecken, von Haute-Couture-Kleidern über Accessoires bis hin zu einem Einblick in das Studio der holländischen Designerin. Darunter waren auch additive Fertigungstechnologien. Iris van Herpen stützt sich nämlich auf neue Technologien und kombiniert sie mit traditionelleren Methoden, um sich echte Kunstwerke auszudenken. Denn ja, es handelt sich hierbei nicht um eine Modeausstellung, sondern um eine Kunstausstellung. Sculpting the Senses ist eine Reise durch die Inspirationsquellen der Künstlerin und zeigt ihr ganzes Talent und Genie – und nicht zuletzt, wie sich die additive Fertigung auf die Modebranche auswirken kann.
Die Ausstellung ist in elf verschiedene Räume unterteilt und greift einen bestimmten Weg auf, der von der Mikro- bis zur Makroebene reicht und mit dem Thema der Weltraumforschung endet. Iris van Herpen ist eine Künstlerin, die besonders von der Natur, der Wissenschaft oder auch der Literatur geprägt ist. Sie ist eine der wenigen Designerinnen, die digitale Technologien und handwerkliche Techniken miteinander vermischen, ohne einen Zeichenschritt zu durchlaufen. Sie geht immer von einem Material aus und untersucht es aus allen Blickwinkeln, um ein neues Kleid oder ein Accessoire zu entwerfen. Die Ausstellung Sculpting the Senses zeigt 100 ihrer Kleider und 40 Accessoires, darunter auch Stücke, die von Berühmtheiten wie Shakira, Beyoncé, Natalie Portman und Lady Gaga getragen wurden. Nicht alle diese Kleider wurden in 3D gedruckt, enthalten aber eine starke technologische Dimension und sind durch die Zusammenarbeit mit einem anderen Künstler geprägt, sei es ein Maler, Bildhauer, Autor oder auch Sounddesigner.
Wenn man durch die verschiedenen Räume der Ausstellung schlendert, wird einem schnell das künstlerische Genie der Designerin bewusst. Sie mischt Materialien, Farben und Inspirationen gekonnt, um einzigartige Kleider mit überraschenden Formen zum Leben zu erwecken. Zu den Kleidern, die mithilfe additiver Fertigungsverfahren entworfen wurden, gehören das Kleid Hybrid Holism, das im Stereolithografieverfahren hergestellt wurde; das Kleid Foliage, das im PolyJet-Verfahren gefertigt wurde, und Cathedral, ein im SLS-Verfahren gedrucktes Stück. Die Designerin arbeitet bei der Produktion ihrer Kleider eng mit dem Unternehmen Materialise zusammen. Eines ihrer Stücke, Futurama, wurde übrigens mit dem Bluesint PA 12-Pulver des belgischen Unternehmens im 3D-Druckverfahren hergestellt. Jedes Mal hat der 3D-Druck es ihr ermöglicht, neue Formen und Bewegungen für ihre Kreationen zu erfinden oder auch Materialkombinationen, die sonst nicht möglich gewesen wären. Häufig kombiniert sie die additive Fertigung mit einer anderen Technik wie der Galvanoplastik, bei der sie eine Metallschicht – je nach Kleid Silber oder Kupfer – auf das Kleidungsstück aufträgt. Dadurch kann sie den gewünschten Effekt erzielen und einige Grenzen des 3D-Drucks – z. B. die Farbe von SLS-Pulvern – überwinden.
Besonders hervorzuheben ist der Raum „Le squelette incarné“ (deutsch: Das eingewachsene Skelett), in dem ihr Skeleton-Kleid zu sehen ist, das in einer SLS-Maschine mit Polyamid in 3D gedruckt wurde. Iris van Herpen, die vom Lebendigen, der menschlichen Anatomie oder auch der Morphogenese fasziniert ist, hat sich eine Kollektion ausgedacht, die sich mit Muskeln, Gewebe und Knochen befasst. So entstand dieses Kleid, das mit seinen verschlungenen, detaillierten und originellen Formen einem Exoskelett ähnelt. Die Künstlerin erweckt die Silhouette zu neuem Leben und beschäftigt sich dabei insbesondere mit den Verbindungen zwischen Natur und Mensch.
Schließlich haben wir ihr „Alchimistisches Labor“ sehr geschätzt, ein Raum in der Ausstellung, der Hunderte von Materialproben, Projekte mit anderen Künstlern usw. wiedergibt. Er ermöglicht es, in den Werdegang der niederländischen Designerin einzutauchen und ihre Arbeitsweise ein wenig besser zu verstehen. Man erkennt, dass sie sich nicht an die Regeln und Codes der Modebranche hält; zum Beispiel entwirft sie ihre Kleider oder Stücke nicht im klassischen Sinne mit Stift auf Papier. Sie geht von einem Material aus und stellt sich Formen und Bewegungen vor und kreiert diese dann in Verbindung mit Technologien – unter anderem dem 3D-Druck.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ausstellung von Iris van Herpen sehr umfassend ist und eher in die Kategorie der zeitgenössische Kunst als die der Mode einzuordnen ist. Nicht alles ist in 3D gedruckt, aber es gibt genügend Ausstellungsstücke, um sich ein Bild davon zu machen, welchen Stellenwert die neuen Technologien in der Arbeit der Künstlerin haben. Wir wollen Sie nicht anlügen, einige Räume sind ziemlich überraschend, wenn nicht sogar exzentrisch, aber der Besuch lohnt sich auf jeden Fall, wenn Sie in Paris sind oder eine Reise in die französische Hauptstadt planen! Die Ausstellung ist noch bis 28. April 2024 zu sehen. Sie können alle Sammlungen von Iris van Herpen auf ihrer Website HIER finden.
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*Bildnachweise: 3Dnatives