Uniklinikum Salzburg: 3D-gedruckte Schädel-Prothese
Durch die Verwendung der additiven Fertigung im medizinischen Bereich wird zunehmend deutlich, wie die Technologie zu einer verbesserten Lebensqualität beitragen kann. So konnte einem Patienten nun eine 3D-gedruckte Prothese aus Kunststoff für den hinteren Teil des Schädels erfolgreich transplantiert werden. Diese Behandlung wurde am Uniklinikum Salzburg durchgeführt und stellt sich als einer der ersten dieser Art im europäischen Raum dar.
Die Notwendigkeit für die Behandlung des Patienten bestand in einer frühzeitigen Verknöcherung einer der Schädelnähte, auch bekannt unter Kraniosynostose, was im Endeffekt zum Deformieren des Schädels führt. Dabei liegt das Problem nicht im wachsenden Knochen selbst, sondern in der Tatsache, dass sich das Gehirn im ersten Lebensjahr zu schnell vergrößert. Für Betroffene, vor allem mit zunehmendem Alter, kann dies zu einer Hirndrucksteigerung führen, was Erblindung und geistige Behinderung zur Folge haben kann. Auch kann die Erkrankung durch den deformierten Schädel und das damit verbundene Erscheinungsbild Patienten psychisch belasten. Es ist also ein weiteres Beispiel, wie der 3D-Druck bei ernst zu nehmenden Erkrankungen verwendet werden kann.
Ablauf der Behandlung
Professor Alexander Gaggl, Vorstand der Uniklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) am Uniklinikum Salzburg, erklärte: „Wir haben von Beginn an geplant, das optisch fehlende Hinterhaupt durch eine Prothese zu ersetzen. Allerdings standen wir vor der Herausforderung, dass die Kopfhaut sehr straff und kaum dehnbar ist“. Aus diesem Grund wurde dem 55-jährigen Patienten ein Jahr vor der Transplantation der Prothese ein Kunststoffballon unter die Kopfhaut implantiert. Im monatelangen Behandlungsprozess wurde Kochsalzlösung – insgesamt 260 ml – in den Ballon gegeben, um ihn auf die Größe der gewünschten 3D-gedruckten Prothese zu bringen.
Das Transplantieren der Prothese war eine Premiere für die Salzburger Landeskliniken, da der Patient eine 3D-gedruckte Prothese bekam, die im Uniklinikum selbst hergestellt wurde. Hierfür wurden CT-Bilder als Vorlage genommen, um die Prothese am Computer zu entwickeln. Bei dem verwendeten 3D-Drucker handelt es sich um den Kumovis R1. Dieser entsprach den Anforderungen der Institution, da die Anlage einen sterilen Prozess gewährleistet. Was das Druckmaterial anbelangt, so wurde mit PEEK-Kunststoff gedruckt und der Herstellungsprozess betrug ca. 10 Stunden. Sechs Wochen nach der Operation sind die Wunden größtenteils verheilt und der Patient Rainer Brummer freut sich über das Ergebnis: „Ich habe nicht das Gefühl, ein Implantat im Kopf zu haben, habe aber jetzt einen völlig ‚normalen‘ Kopf. Es ist für mich die Erfüllung eines lebenslangen Traums“.
An der Spitze hinsichtlich der Verwendung von 3D-Druck
In Europa ist das Uniklinikum Salzburg einer der Wegbereiter, wenn es um das Thema 3D-Druck in Kliniken geht. Nach einem langwierigen Verfahren, indem nun alle Richtlinien erfüllt wurden, darf das Klinikum Implantate drucken und diese implantieren. Klicken Sie HIER, um mehr über die Behandlung an der Klinik zu erfahren.
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*Alle Bildnachweise: Uniklinikum Salzburg