Universitätsspital Basel setzt erstmals in-house 3D-gedruckte Schädeldecke ein
Der 3D-Druck im medizinischen Bereich hält zahlreiche Vorteile bereit. Er ermöglicht bessere Individualisierbarkeit, an den Patienten angepasste Maßnahmen und ist zeit- und kosteneffizienter. Diese Vorteile kommen vor allem dann zum Tragen, wenn Implantate und Prothesen direkt vor Ort, am jeweiligen Point of Care, beziehungsweise dem jeweiligen Spital hergestellt werden. Damit sind allerdings einige Herausforderungen verbunden. Zunächst verfügt nicht jedes Klinikum über eine AM-Abteilung und ausgebildetes Personal. Was jedoch viel stärker ins Gewicht fällt, sind die gesetzlichen und normativen Anforderungen an die Drucke. Dem Universitätsspital Basel (USB) ist es nun erstmals gelungen, eine in-house 3D-gedruckte Schädeldecke einzusetzen, die diesen Normen gerecht wird.
2019 hatte Thomas Wirth einen Schlafanfall erlitten. Im Zuge seiner Behandlung musste die Schädeldecke entfernt und wiedereingesetzt werden. Sie begann allerdings, sich im Laufe der Zeit aufzulösen, was dazu führte, dass sich an seinem Kopf Dellen bildeten. Die Auflösung der Schädeldecke brachte außerdem Kopfschmerzen und Sehstörungen mit sich, was Herrn Wirth in seiner Alltagsbewältigung gravierend einschränkte. Am USB beschlossen die verantwortlichen Ärzte daraufhin, ein 3D-gedrucktes Modell der Schädeldecke in den Patienten einzusetzen. Mithilfe von 3D-Scans konnte diese genau auf den Patienten abgestimmt und vor Ort aus dem Hochleistungsmaterial PEEK hergestellt werden. Die Schädeldecke wurde per FDM-Druck in der Nähe des Operationssaals gefertigt und anschließend erfolgreich eingesetzt. Die Operation fand Ende August statt, seitdem wird der Patient intensiv von den Ärzten begleitet und ist wohlauf. Thomas Wirth blickt motiviert in die Zukunft und freut sich über die neuen Wege, die der 3D-Druck in der Medizin für ihn bereithielt – finanziell und technologisch.
3D-gedruckte Schädeldecke als Vorreiter-Projekt für Point of Care 3D-Druck
Das heben auch die verantwortlichen Ärzte hervor, denn die Vorteile der Produktion im Haus sind erheblich. „Das tolle Ergebnis bei unserem Patienten zeigt, dass sich die jahrelange Forschung gelohnt hat“, sagt etwa Prof. Florian Thieringer, Chefarzt der Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie, der bei dieser Operation mitwirkte. Gerade bei Rekonstruktionen gibt es eine sehr starke Zusammenarbeit zwischen den medizinischen Fachbereichen. So arbeitete Prof. Raphael Guzman, Leiter der Neurochirurgie nicht nur mit der Mund- Kiefer und Gesichtschirurgie zusammen, sondern auch mit dem Projekt 3D-Implantatdruck und biomedizinischen Ingenieuren der Universität Basel und des Instituts für Medizintechnik & Medizininformatik der Hochschule für Life Sciences (IM2) der FHNW.
Neben dem erfolgreichen Druck und Einsatz der Schädeldecke wollten die Mediziner unter anderem beweisen, dass 3D-Druck am Point of Care normgerecht erfolgen kann. Aus diesem Grund waren auch Zulassungsexperten der POC APP AG beteiligt und die Operation involviert. Den Ärzten und Beteiligten am USB ist es so gelungen, die hohen Anforderungen der eidgenössischen Medizinprodukteverordnung und auch die europäischen Standards der Medical Device Regulation der EU zu erfüllen. Die Mediziner unterstreichen, dass es in der Tat möglich ist, Implantate am Spital selbst herzustellen und gleichzeitig strenge Regelungen zu erfüllen. Dies sei besonders wichtig, da 3D-Druck am Point of Care selbst ganz neue Behandlungsmöglichkeiten aufzeigt. Die Ergebnisse am USB könnten dazu beitragen, dass 3D-Druck in Spitälern weiter propagiert wird, was erhebliche Kosten und Zeit spart, die am Ende dem Patienten zugutekommen. Mehr dazu finden Sie HIER.
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*Bildnachweise: Universitätsspital Basel