Ceramic House mit 3D-gedruckter Fassade im Strickmuster wird zum Hingucker in Amsterdams Shopping-Meile

Wer über die Weihnachtszeit einen Trip nach Amsterdam plant, dem wird dieser Blickfang nicht entgehen. In der Shopping-Meile P.C. Hoofstraat, Amsterdams High-Fashion-Einkaufsstraße mit schicken Boutiquen und entsprechenden Preisen, ziert nun eine neue, beeindruckende Fassade. Mit ihren Wellenformen erinnert die Fassade an ein Strickmuster aus Keramik und man kommt nicht umhin, vor der Boutique Halt zu machen und ihr Erscheinungsbild zu bestaunen. Wer bei der Fertigung auf jahrelange Handarbeit schließt, liegt falsch, denn die Strick-Verkleidung des Ceramic House stammt aus dem 3D-Drucker und wurde digital konzipiert. Hinter dieser eindrucksvollen Fassade steht das Architekturbüro Studio RAP, das sich auf digitale Fertigung spezialisiert hat und bereits mit zahlreichen innovativen architektonischen Projekten auf sich aufmerksam machte. Zuletzt ließ Studio RAP mit einem Torbogen aufhorchen, den es mit tausenden von kleinen, blauen, 3D-gedruckten Kacheln verkleidete. Jetzt ist das Architekturbüro mit Sitz in Rotterdam erneut in den Schlagzeilen, nachdem das Ceramic House fertiggestellt wurde und nun live bestaunt werden kann, wie Ende November offiziell von Studio RAP verlautet wurde.

Wir hatten bereits von der Frühphase des Projekts berichtet und gingen auf die Bedeutung der Keramik in den Niederlanden ein. Tatsächlich bietet das in Amsterdam ansässige und renommierte Rijksmuseum eine umfangreiche Sammlung von Keramiken aus aller Welt und hebt den Stellenwert der keramischen Handwerkskunst im eigenen Land hervor. Neben der Keramik spielt auch eine weitere Tradition eine bedeutende Rolle in den Niederlanden, nämlich die Strickerei. Die 3D-gedruckte Fassade in der P.C. Hoofstraat verflechtet beide Handwerkskünste und so erscheint die Verkleidung des Ceramic House in einer Strick-Silhouette. Die Wellenform imitiert Maschenmuster und Garnverflechtungen, sodass die Keramik an ineinander gelegte Textilien und Falten erinnert. Damit sich ein flüssiges Gesamtbild im Strickmuster ergibt, ist jede Kachel mit ihren 40×20 cm ein Unikat. Diese Einzigartigkeit der Fliesen trägt auch zu einer weiteren Besonderheit der Fassade bei. Das Erscheinungsbild der Boutique ist nämlich im wahrsten Sinne des Wortes Ansichtssache, denn je nach Blickrichtung eröffnen sich dem Betrachter andere Details. Der organische, wellenartige Eindruck ist also auch dynamisch.

Das Ceramic House besticht mit seiner beeindruckenden 3D-gedruckten Fassade im Strickmuster.

Trotz dieser originellen Unterschiede zur herkömmlichen architektonischen Bauweise, war es  Studio RAP ein Anliegen, auf Ubiquität zu achten. Somit harmoniert die 3D-gedruckte Fassade mit den Nachbarhäusern und bettet sich visuell in den historischen Kontext ein. Im Erdgeschoss begegnen uns perlmuttweiße, glasierte Kacheln. In den oberen Stockwerken vernehmen wir drei verschiedene Rottöne. Die dort verwendeten Fliesen wurden im Kreuzverband mit dem Originalmauerwerk zusammengefügt, sodass sich keine Diskrepanz zu den Nebenhäusern vernehmen lässt und ein homogenes Bild entsteht. Um diese Kontinuität sicherzustellen und die dreiteilige Struktur beizubehalten, kamen 3D-Scans zur genauen Ausrichtung zum Einsatz. Insgesamt reflektiert die Fassade sowohl die traditionelle und historische Handwerkskunst als auch ein Verschmelzung von konventioneller und moderner Architektur.

Algorithmus strickt Ceramic House-Fassade

Studio RAP hat sich zum Ziel gesetzt, die Grenzen des architektonischen Designs zu erweitern und setzt dabei auf eine innovative Herangehensweise und moderne Technologie. So trug der digitale Prozess, welcher 3D-Druck und algorithmisches Design umfasst, zum Erfolg bei, all die oben genannten Parameter umzusetzen. Die mathematische Berechnung des Algorithmus sorgte für die kontinuierliche Wellenform der Boutique-Fassade und berechnete die Konzeption der jeweiligen Fliesen, die dann durch die hauseigene 3D-Druck-Technologie gedruckt wurden. Beim Druck selbst setzt Studio RAP auf großformatige Robotersysteme, welche Keramik extrudieren und die jeweiligen Formen der Fliesen entstehen lassen. Die Verknüpfung von Computerdesign und digitaler Fertigung resultiert für Studio RAP in einem Wandel der Architektur, da auf diese Weise dynamische, vielschichtige und komplexe Strukturen gefertigt werden können, ohne den historischen Kontext außer Acht zu lassen. Technologie und Design schaffen so maßgeschneiderte Elemente mit modernem Touch in historischer Umgebung. „Dieses Projekt wurde sorgfältig entworfen, um zu zeigen, was möglich ist, wenn Tradition und Innovation zusammenkommen. Es nutzt modernste Techniken wie 3D-Keramikdruck und algorithmisches Design, um eine einzigartige Boutique-Fassade an der P.C. Hooftstraat in Amsterdam zu schaffen,“ heißt es in einem Instagram-Post von Studio RAP zur Präsentation des Ceramic House. Mehr dazu finden Sie HIER und auf den Social Media Kanälen von Studio RAP.

Die Fliesen für die Fassade wurden per 3D-Keramikdruck gefertigt.

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*Bildnachweise: Studio RAP, Riccardo de Vecchi